Die ersten Nitritverbindungen wurden in den 1940er und 1950er Jahren synthetisiert. Ihre medizinische Anwendung begann mit Amylnitrit, das zur Linderung von Brustschmerzen eingesetzt wurde. In den 1970er Jahren entdeckte die LGBTQ+ Szene sie als luststeigerndes Mittel wieder, und seither sind sie in bestimmten Kreisen sehr beliebt. Der Name Poppers leitet sich von dem Knallgeräusch ab, das beim Öffnen der früheren Glasampullen entstand.

Ein unscheinbarer Begriff für viele, eine kleine Flasche mit großer Wirkung für andere. Wer in queeren Kreisen unterwegs ist oder sich mit Subkulturen der Clubszene beschäftigt, ist kaum an ihnen vorbeigekommen. Doch was genau steckt hinter diesen kleinen, oft grell etikettierten Fläschchen, die unter Namen wie Rush, Jungle Juice oder Liquid Gold kursieren? Und wie kam es, dass eine ursprünglich medizinische Substanz sich über Jahrzehnte hinweg ihren Weg durch Apotheken, Clubs, politische Debatten und soziale Räume bahnte?

Entdeckung der ersten Poppers

Die Geschichte von Poppers und Aromen beginnt im 19. Jahrhundert mit der Entdeckung von Amylnitrit durch den französischen Chemiker Antoine Balard. Seine chemischen Experimente führten zur Isolierung einer Substanz, die beim Einatmen Schwindel auslöste. Die Ursache war ein plötzlich absinkender Blutdruck, wie man später herausfand. Rasch stellte sich heraus, dass Amylnitrit eine gefäßerweiternde Wirkung hat. Dies machte die Substanz für die Medizin hochinteressant, insbesondere zur Behandlung von Angina Pectoris. Der britische Arzt Sir Thomas Lauder Brunton dokumentierte als einer der Ersten die therapeutischen Vorteile: Ein paar Tropfen auf einem Taschentuch konnten die Herzschmerzen seiner Patienten lindern.

Was damals eine medizinische Sensation war, entwickelte sich langsam zu einem Alltagsmittel, allerdings nicht nur im klinischen Sinn. Bereits gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde Amylnitrit regelmäßig gegen Brustschmerzen verabreicht. Die Einnahme erfolgte über sogenannte Glasampullen, die bei Bedarf zerbrochen wurden. Dabei entstand ein hörbares Poppen - der Ursprung des Namens Poppers.

Verwendung von Poppers im 20. Jahrhundert

Mit dem medizinischen Fortschritt kamen neue Medikamente, allen voran Nitroglyzerin, das Amylnitrit zunehmend aus der ärztlichen Praxis verdrängte. Doch die Substanz verschwand nicht. Vielmehr entdeckte man bald neue Anwendungsfelder: Ab den 1960er Jahren kursierte sie als Mittel zur Entspannung. In einer Zeit, in der Gesellschaften sich kulturell neu erfanden, sexuelle Freiheiten auslebten und psychotrope Substanzen erprobten, fanden Aromen ein begeistertes Publikum, insbesondere in der queeren Szene.

In den Vereinigten Staaten ließ die FDA Amylnitrit zeitweise rezeptfrei zu. Bald entdeckten Hersteller wie PWD das wirtschaftliche Potenzial der Substanz, insbesondere nachdem Veteranen des Vietnamkriegs Berichte über deren entspannende Wirkung mitbrachten. Fläschchen tauchten in Schallplattenläden, Sexshops und auf den Theken von Nachtclubs auf. Der Club wurde zum neuen Umschlagplatz, die Tanzfläche zum Probierraum.

In der Disco-Ära der 1970er Jahre, zur Zeit von Stonewall, avancierten Poppers zu einem unverzichtbaren Accessoire. Sie waren billig, legal zu erwerben und wirkten schnell. Vor allem aber unterstützten sie eine Form von Sexualität, die sich bewusst außerhalb gesellschaftlicher Normen bewegte. Die Wirkung der Muskelentspannung, Euphorie und erhöhte Empfindsamkeit passte perfekt zum Kontext: ungehemmter Tanz, intensiver Sex, kollektive Ekstase.

Die AIDS-Krise der 1980er Jahre brachte einen tiefen Einschnitt. Plötzlich geriet alles, was mit queerer Lust verbunden war, unter Generalverdacht. Eine Studie stellte sie in den Zusammenhang mit HIV-Infektionen, auch wenn sich diese Hypothese später als wissenschaftlich unhaltbar erwies. Dennoch blieb ein Misstrauen bestehen, ein Schatten über dem bunten Fläschchen. Aromen wurden zu einem Symbol, nicht nur für Lust, sondern auch für Stigma.

Regulierung und Verkauf von Poppers im 21. Jahrhundert

In den 2000er Jahren kehrten sie mit der Rave- und Techno-Bewegung in die Clubs zurück. Und mit dem Aufstieg des Internets erlebten sie eine neue Blütezeit: Online-Shops, wie auch unser Poppers-Shop.de boten sie unter allerlei fantasievollen Namen an, Erfahrungsberichte kursierten in Foren, Videos tauchten auf Pornoplattformen auf.

Gleichzeitig versuchten Staaten immer wieder, den Verkauf zu regulieren. Kanada verbot sie vollständig. In Großbritannien scheiterte ein Verbot 2016 an massivem Protest und am mutigen Outing eines konservativen Abgeordneten, der sich offen zu seinem Konsum bekannte. Es entstand eine juristische Grauzone, denn in vielen Ländern waren sie weder vollständig legal noch wirklich verboten. 

Sie wurden in der Vergangenheit aufgrund ihrer spezifischen physiologischen Wirkungen vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) als sogenannte Funktionsarzneimittel klassifiziert. Allerdings wurde diese Bewertung durch ein richtungsweisendes Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) im Jahr 2014 grundlegend infrage gestellt. In dieser Entscheidung urteilte der EuGH, dass Produkte wie Poppers, deren hauptsächliche Verwendung nicht in der Heilung, Linderung oder Verhütung von Krankheiten besteht, nicht pauschal als Funktionsarzneimittel einzustufen sind. Die bisherige rechtliche Einordnung wurde damit aufgehoben und gilt seitdem als überholt, was Aromen zu einem legalen Produkt in der gesamten EU und der Schweiz machte.

Aromen der Neuzeit, der Duft gelebter Freiheit 

Heute stehen Aromen für Lust und Freiheit. Sie erzählen eine Geschichte von Chemie und Begehren, von Kontrolle und Aufbegehren, von intimen Momenten und kollektiven Erfahrungen. Und vielleicht ist genau das ihr Geheimnis: Dass in einer kleinen Flasche mehr steckt als nur ein Kick zur Entspannung, nämlich ein Stück gelebte Geschichte und sexuelle Revolution.

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